Search Engine Ranking Factors 2009: Alles bleibt anders…

26. August 2009 | Von in SEO

Das “Must-Read” für SEOs, die von SEOmoz zusammengestellte Meinung vieler bekannter SEOs zu Ranking-Faktoren, ist seit einigen Tagen verfügbar: Search Engine Ranking Factors 2009

Insgesamt hat sich gegenüber 2007 schon einiges getan. So spiegelt die Auflistung auf jeden Fall den zunehmende Fokus auf Verlinkung wider. Wenn man sich die Top 5 Faktoren 2009 anschaut, könnte man meinen, dass On-Page-Faktoren niemanden mehr interessieren:

  1. Keyword Focused Anchor Text from External Links (heißt: die Suchbegriffe müssen in den Linktexten externer Links vorkommen)
  2. External Link Popularity (heißt: Anzahl und Qualität externer Links)
  3. Diversity of Link Sources (heißt: Links müssen von vielen unterschiedlichen Domains kommen)
  4. Keyword Use Anywhere in the Title Tag (heißt: Suchbegriffe müssen im Titel vorkommen)
  5. Trustworthiness of the Domain Based on Link Distance from Trusted Domains (heißt: Suchmaschinen müssen den verlinkenden Websites trauen)

Und das muss man mal mit den Ergebnissen von 2007 vergleichen:

  1. Title Tag
  2. Anchor Text of Links
  3. Keyword Use in Document Text
  4. Accessibility of Document
  5. Links to Document from Site-Internal Pages

Also: In 2009 haben gewinnen die Off-Page-Faktoren gegen die On-Page-Faktoren 4:1. 2007 war’s mit 1:4 noch genau umgekehrt.

Das ganze könnte jetzt natürlich einen falschen Schluss erlauben – nämlich, dass On-Page-Faktoren unwichtig sind. Oder: Egal, wie ich meine Website zusammenschustere – Hauptsache, ich habe die besten Links.

Das stimmt so sicherlich nicht. Google & Co. sind etwas schlauer geworden und können z.B.

  • besser mit Flash umgehen
  • besser mit JavaScript umgehen
  • Splash-Pages erkennen und überbrücken
  • PageRank Splits besser verkraften

Aber ich glaube nach wie vor nicht, dass man an On-Page vorbeikommt. Man braucht eben beides: Gute, auf Suchbegriffe abgestimmte Inhalte und viele gute Links.

Was ich zwischen den Zeilen lese, ist das Folgende:

  1. Google wird immer schlauer und anspruchsvoller in Bezug auf Verlinkung, so dass es mehr Aufwand braucht, gute Links zu besorgen.
  2. On-Page ist zwar nach wie vor wichtig und unerlässlich, wird aber als der unkritischere Teil eines Projektes angesehen. Das deckt sich nicht unbedingt mit meiner täglichen Erfahrung (vor allem bei größeren Projekten).

Ich denke, dass man sich die Search Engine Ranking Factors 2009 durchaus mal zu Gemüte führen sollte. Die Analyse hat ja durchaus Implikationen für die tägliche Arbeit.

Für ein Unternehmen könnte das nochmal der Anstoß sein, über mehr attraktiven Content und kontroverse Inhalte nachzudenken, um so mehr organische Links von Websites zu bekommen, die man eben nicht um einen Link bitten kann.

Interessant sind übrigens auch, dass im neuen Report auch Negativfaktoren aufgenommen wurden. Hier die Top 5:

  1. Cloaking with Malicious/Manipulative Intent
  2. Link Acquisition from Known Link Brokers/Sellers
  3. Links from the Page to Web Spam Sites/Pages
  4. Cloaking by User Agent
  5. Frequent Server Downtime & Site Inaccessibility

Die Punkte (2) und (3) sind schon einen Blick wert: Wer Links über Link-Broker kauft, läuft natürlich Gefahr, dass Google entweder die Netze selber kennt oder derartige Links algorithmisch erkennen kann. Linkkauf über Netze stand noch nie wirklich auf unserer Empfehlungsliste, aber jetzt kann man das einem unbelehrbaren Kunden wenigstens schwarz auf weiß geben.

Und Punkt (3) behandelt das Problem der ausgehenden Links und dem damit einhergehenden Trust-Verlust. Oder: Wie toll kann meine Website schon sein, wenn ich nur auf Porno- und Poker-Sites verlinke? Derartige Links sind also zu vermeiden bzw. per Nofollow zu blocken. Fraglich ist nach wie vor, ob auch der Umkehrschluss gilt: Steigt der Trust meiner Website, wenn ich auf viele andere vertrauenswürdige Websites verlinke? Unsere Empfehlung ist hier generell, dass man schon auf relevante thematisch passende Websites verlinken sollte. Aber einen schlüssigen Beweis dafür habe ich noch nicht gesehen.

So bleiben die Search Engine Ranking Factors 2009 dann auch das, was sie sind: Gebündelte Meinungen, die nicht unbedingt der Realität entsprechen. Es ist übrigens auch schön zu sehen, dass es durchaus Unstimmigkeiten bei den befragten SEOs gibt. Denn nach wie vor hat SEO ein bisschen was mit Wissenschaft, aber jede Menge mit Erfahrung, Gefühl und Gespür zu tun.

The following two tabs change content below.
Avatar-Foto

Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

5 Kommentare zu “Search Engine Ranking Factors 2009: Alles bleibt anders…”

  1. Avatar-Foto Markus

    es bleibt eben wie immer. seo ist in vielen dingen eine ansichtssache und/oder standpunktfrage. aber interesannt ist es allemal zu sehen wie sich dinge im lauf der zeit verschieben.

  2. Avatar-Foto Michael van Laar

    Diese „Verschiebung“ heißt doch lediglich, dass On-Page-Optimierung nichts Besonderes mehr ist, sondern zur absoluten SEO-Basisarbeit gehört, die nicht mehr gesondert erwähnt werden muss. Ich bin ebenfalls überzeugt, dass man sich erst dann Gedanken über Verlinkungsmöglichkeiten machen sollte, wenn die Website wenigstens in den wichtigsten Punkten on-page-optimiert ist. Ordentlich gemacht(!) ist das schließlich handwerkliche Grundlage und hat ja auch noch andere Nicht-SEO-Auswirkungen für Besucher, wie z. B. bessere Usability (durch verständliche Menü-Linktexte), einfachere Struktur oder leichtere Erfassbarkeit der Texte (durch bessere Gliederung, Zwischenüberschriften, leichtere „Scanbarkeit“ nach den wichtigen Begriffen) usw.

    Meiner Erfahrung nach ist gerade bei technischen Begriffen im B2B-Umfeld mit reiner On-Page-Optimierung auch durchaus in vielen Fällen noch etwas zu holen. Ab einem gewissen Punkt kommt man dann allerdings auch hier nicht mehr an ordentlichem Linkaufbau vorbei.

  3. Avatar-Foto Tobias

    Wie auch bei vielen Themen ist SEO individuell und projektabhängig zu betrachten.

    Bin auch der Meinung, dass die ON-Page Faktoren ein Must-Have sind. Sauberer Quellcode wird weiterhin das Grundnahrungsmittel für Suchmaschinen bleiben.

    Dennoch wird in Sachen SEO-Projektarbeit primär der ordentliche, gesunde Linkaufbau kurz- bis mittelfristig im Mittelpunkt stehen.

  4. Avatar-Foto christian

    Interessanter Beitrag. Ich denke, dass “SEO” nach wie vor mystifiziert wird- Immer noch wird von dubiosen Marktteilnehmern impliziert, es sei möglich durch kurzfristige Manipulationen (on- oder offsite) im Ranking nach oben zu kommen. Ich bin der Meinung, dass an allererster Stelle erst mal die “Positionierung des Unternehmens” (also konsequente Ausrichtung auf einen bestimmten Markt oder ein spezifisches Marktsegment) als solches steht und dann erst Webdesign, SEO und SEM. Die letzten drei Punkte dafür dann ehrlich, kontinuierlich und nachhaltig!

  5. Avatar-Foto Harald Weber

    Insbesondere den Worten Christians kann ich mich nur anschließen und ich finde es gut, wenn die Webseiten schlauer werden. Ist legitim und im Sinne des Users. Manipulation ist der Tod des Netzes, auch wenn es nach wie vor Usus ist.

Kommentieren