AdWords testet automatische Anzeigenerstellung

30. Januar 2017 | Von in SEA

In den USA haben einige Werbetreibende Post von Google bekommen: Ihnen wurde mitgeteilt, dass sie am Pilotprogramm “Ads Added by AdWords” teilnehmen. Dabei geht es um die automatische Erstellung von Anzeigenvarianten durch AdWords. Da es keine offizielle Ankündigung gab, sind Informationen zu “Ads Added by AdWords” nur schwer zu bekommen. Die US-Agentur SEOM hat die von Google versendete E-Mail veröffentlicht. Außerdem gibt es zu dem Thema eine Seite in der AdWords-Hilfe.

Wer ist betroffen?

Es sieht stark danach aus, dass nur einige amerikanische bzw. englischsprachige Werbetreibende an dem Programm teilnehmen. Dafür spricht einerseits der sprachliche Aspekt bei der Anzeigenerstellung, andererseits auch die nur in Englisch verfügbaren Informationen in der AdWords-Hilfe.

Betroffen sind wohl auch nur Werbetreibende mit Kampagnen, bei denen die Anzeigenrotation auf “Optimieren für Klicks” oder “Optimieren für Conversions” eingestellt wurde. Das erscheint logisch, da hierbei schlechte Anzeigentexte ggf. schnell wieder aussortiert werden können.

Wer am Pilotprogramm nicht teilnehmen möchte, kann dieses Formular dazu ausfüllen.

Wie läuft die Anzeigenerstellung ab?

Google will keine komplett neuen Anzeigentexte erstellen, sondern Informationen aus bestehenden Anzeigen übernehmen:

“These ads will be created based on information you’ve provided in your existing ads, such as your headlines, description, ad extensions, or information found on your ads’ landing page.”

Das Beispiel aus der AdWords-Hilfe zeigt ganz gut, wie man sich das bei Google vorstellt. Dort gibt es zunächst diese Anzeige als Ausgangspunkt:

Auf dieser Basis wurden die folgenden beiden Varianten erstellt:

Hier kamen verschiedene Variationsmöglichkeiten zum Einsatz:

  • Die Reihenfolge der Überschriften wurde geändert: Überschrift 2 vor Überschrift 1.
  • Beschreibungstext und Überschrift wurden vertauscht.
  • Die Großkleinschreibung wurde auf “Title Case” geändert, was in den USA gebräuchlich ist.

Inwiefern diese Beispiele real sind, vermag ich nicht zu sagen. Den Beschreibungstext an der richtigen Stelle zu unterbrechen, um daraus zwei Überschriften zu machen, ist sicher nicht immer trivial, aber möglich. Warum “ad group” klein geschrieben bleibt und im letzten Beispiel “ad group’s” steht, weiß ich nicht – möglicherweise nur ein Tippfehler.

Da viele Anzeigen relativ “abgehackt” geschrieben sind und aus kurzen Bausteinen bestehen, kann ich mir vorstellen, dass derartige Variationen in vielen Fällen tatsächlich gut gehen, also keinen Unsinn produzieren. Offen bleibt, wie Google Informationen aus Erweiterungen und von Zielseiten verwenden will.

Workflow

Pro Anzeigengruppe will Google nur einmal neue Varianten hinzufügen. Diese werden dann mit dem Label “Added by AdWords” versehen, so dass man sie identifizieren kann.

Die neuen Anzeigen werden danach wie alle anderen Anzeigen auch behandelt. Sie können also auch pausiert oder abgeschaltet werden. Ihre Ausspielung wird ansonsten im Rahmen der Anzeigenrotation optimiert, so dass schlechte Anzeigen seltener und erfolgreiche häufiger eingeblendet werden. Auf diese Weise würden unsinnige Varianten also aussortiert, während erfolgreiche Varianten idealerweise die Performance nachhaltig verbessern.

Einschätzung

Automatische Anzeigen von Google – das klingt für viele erst mal gefährlich. Wer weiß schon, was dabei rauskommt: Der Sinn könnte geändert werden oder verloren gehen, womöglich würden falsche Behauptungen aufgestellt, vielleicht wäre das Ergebnis sogar rechtlich bedenklich.

Google vertraut dagegen auf die Technik. Diese soll halbwegs sinnvolle Texte erstellen, was technisch sicher möglich ist. Anschließend werden Daten gesammelt, um die besten Varianten zu ermitteln. Im Rahmen der Anzeigenrotation werden schlechte Varianten dann aussortiert, so dass eventuelle Beeinträchtigungen nur vorübergehend bestehen. Erfolgreiche Varianten könnten hingegen dauerhaft geschaltet werden.

Betrachtet man das Ganze nur unter dem Gesichtspunkt einer Klickraten-Optimierung, dann profitieren Werbetreibende und Google gleichermaßen. Entstehen hingegen unsinnige Texte, die Auswirkungen jenseits der Klickrate haben (z. B. Conversion-Rate oder rechtliche Implikationen), liegt das Risiko primär beim Werbetreibenden.

Ich für meinen Teil finde Googles Experiment sehr spannend. Ob ich das auch für unsere AdWords-Konten begrüßen würde, da bin ich aber nicht so sicher.

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Martin Röttgerding

Martin Röttgerding ist Head of SEA in der Online-Marketing-Agentur Bloofusion und schreibt schwerpunktmäßig über Google Ads im Bloofusion-Blog und hin und wieder in seinem SEA-Profi-Blog PPC Epiphany.

Martin Röttgerding ist auf LinkedIn zu finden.

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