Mein persönlicher Jahresrückblick als Bloofusion-Chef
Alles gut gewesen in diesem Jahr? Naja, mein ganz persönlicher Jahresrückblick fällt nicht unbedingt nur positiv aus. Dabei will ich gar nicht über SEO an sich reden. Das sollen andere gerne übernehmen. Mir geht es primär um die geschäftliche Seite.
Hier kommen meine ganz persönlichen Punkte – aus der Sicht des Head of SEO und Geschäftsführer der Agentur.
Ärger: Wir hatten in den letzten 10+ Jahren fast nie Probleme mit säumigen Zahlern oder gar Insolvenzen. Unsere Kundenstruktur hat sich 2013 eigentlich nicht geändert, wir haben auch keinen exorbitanten Kundenzuwachs gehabt, aber die Anzahl der Problemkunden ist dramatisch gestiegen. Einfach nur Pech? Ein statistischer Ausreißer?
Ich weiß es nicht mit Sicherheit, aber ich glaube schon, dass die Kultur unter Unternehmen sich verändert hat. Da unterschreibt man “14 Tage Zahlungsziel” im Vertrag, wundert sich dann aber nach 60 Tagen über anwaltliche Schreiben, wenn man zwei Mahnungen und freundliche telefonische Aufforderungen komplett ignoriert.
Ich will da nicht falsch verstanden wissen: Der Großteil unserer Kunden ist absolut ehrlich und zuverlässig. Aber wie so oft verändern einige wenige schwarze Schafe leider auch das Klima der vielen weißen Schafe. Spaß macht mir das so jedenfalls definitiv nicht.
Positionierung: Ich freue mich, dass unsere Positionierung in 2013 im Rahmen von Neukundenanfragen positiv erkannt und anerkannt wurde. Viele Kunden wollen mit uns arbeiten, weil wir seit einigen Jahren eine bestimmte Art der Kommunikation (“kreativ”, “unaufgeregt”, “ehrlich”, …) pflegen.
Unsere ganze Arbeit – dieses Blog, unser Magazin, Webinare, Vorträge, … – hat in diesem Jahr massiv Früchte getragen. Und da vieles von diesen Kommunikationsmaßnahmen auf meine Initiative hin erfolgt ist, freut mich’s natürlich um so mehr, wenn das alles dann auch funktioniert.
SEO in 2013: Ich will gar nicht groß über Penguin, Panda & Co. reden – auch wenn man das vermuten könnte. Mir geht es um ein ganz anderes Thema: Wir haben viele Pitch-Anfragen, RfPs, Ausschreibungen, etc. auf den Tisch bekommen, bei denen ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen musste.
“Schicken Sie uns doch mal ein Angebot” – so könnte man es grob zusammenfassen. Manche Unternehmen kaufen SEO ein, als sei es Druckerpapier oder Toilettenreiniger im 1000er-Gebinde. Das zeigt für mich, dass viele Unternehmen die neuen SEO-Spielregeln noch gar nicht verstanden haben.
Zähe Kunden: Wo wir schon bei den neuen Spielregeln sind… Kunden sagen oft, dass sie gerne rechtzeitig wissen wollen, wenn sich etwas ändert oder wenn etwas neues von ihnen verlangt wird. Wir haben deshalb schon vor Jahren angefangen, die Content-Marketing-Trommel zu drehen und Kunden zu animieren, relevante Inhalte zu erstellen.
Leider nur hat sich auch in diesem Jahr wieder gezeigt, dass man da wirklich viel viel viel Geduld haben muss. Es ist wirklich ein zähes Geschäft – und ganz ehrlich werden manche Kunden wohl niemals wirklich den Stand erreichen, den man braucht, um wirklich alle Potenziale abzurufen.
Wer auch immer da ein Erfolgsrezept hat, soll sich bitte bei mir melden 🙂
Trittbrettfahrer: Wie schon vor einigen Wochen hier im Blog geschrieben, habe ich in diesem Jahr wirklich sehr kreative Versuche anderer Agenturen erlebt, die Früchte unserer Arbeit für sich zu nutzen. Da kopiert eine bekannte Agentur einfach einen suchradar-Artikel in das Agentur-Blog. Jemand kopiert die E-Mail-Adressen unserer Webinare-Teilnehmer und schreibt alle Teilnehmer an. Teile meiner Beiträge fanden sich in SEO-Reviews anderer Agentur wieder. Und, und, und.
Sorry, aber das ist wirklich asozial. Es erzeugt auch Stolz bei mir, aber insgesamt überwiegt wohl der Frust über solche Dreistheit. Ich habe eine andere Business-Ethik, die derlei Frechheiten einfach nicht zulassen würde. Aber so denken halt nicht Alle.
Und?
Da waren jetzt primär negative Faktoren dabei – oder solche, die man zumindest negativ auslegen kann. Ganz so will ich das nicht verstanden wissen. Mir macht die Arbeit nach wie vor viel Spaß – vor allem wenn man bemerkt, dass die jahrelange Arbeit auch fette Früchte trägt.
Aber einige Korrekturen waren und sind doch noch nötig. Das Business ist halt wirklich in stetem Wandel. Daran haben wir in diesem Jahr definitiv gearbeitet. Und einige Maßnahmen werden wir auch in den nächsten Tagen umsetzen, um die wir uns in der Vergangenheit nie besonders gekümmert haben (z. B. Solvenzprüfungen von Neukunden).
Davon abgesehen machen wir in jedem Fall weiter so.
Markus Hövener
Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.
Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.
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Dezember 29th, 2013 at 19:22
Ein interessanter Rückblick gerade weil es nicht um die Standard-SEO-Themen ging. Wir haben dieses Trittbrettfahrer-Problem auch ab und an. Es ist ja so, dass SEOs (teilweise) davon leben, Regeln, die Google ihnen vorgibt, zu missachten. Das führt leider auch dazu, dass diese Personen auch andere gesellschaftlich akzeptierte Regeln eher als Empfehlung ansehen und sich wie der sprichwörtliche Elefant im Porzelanladen benehmen. Ärgerlich aber kein Grund für Ärger über den Tag, an dem man es bemerkt hat, hinaus 😉
Dezember 29th, 2013 at 19:38
Genau wegen der Sichtweisen mag ich dich.
Guten Rutsch mein Guter
Dezember 30th, 2013 at 22:08
Hallo Markus, den Punkt mit dem Ärger habt aber nicht nur Ihr. Komisch, dass da auf der Kundenseite wirklich noch Verwunderung auftritt, wenn die Betreuung nicht mehr weiter fortführen möchte.
Schön zu hören, dass Euer Marketing mit der Präsenz funktioniert. Viel Glück und Spaß in 2014!
Januar 2nd, 2014 at 12:51
Hi Markus, ärgerlich was so der eine oder andere Marktbegleiter macht. Ich habe dabei immer die Hoffnung, dass diese Kollegen am Ende mit leeren Händen und alleine darstehen werden. Karma und so…. Euch wünsche ich sehr ehrlich gemeint viel Erfolg, ich sag es jetzt mal so, auf unserem Weg! 🙂
Januar 2nd, 2014 at 13:01
Schöner Jahresrückblick, nicht zuletzt weil er mal eine nicht unwichtige andere Seite beleuchtet: das Tagesgeschäft.
Und was den Content Klau angeht: Wieso geht ihr nicht dagegen vor? Es ist ja Euer gutes Recht, andere zur Unterlassung aufzufordern. Vor allem dann, wenn mit Eurem geistigen Eigentum Werbung und Geld für Dritte gemacht wird. Hatten wir sowas nicht letztes Jahr auch mit Artikeln von Olaf Kopp und Karl Kratz? Ich entsinne mich dunkel.
Einen super Jahresstart Euch!
Januar 2nd, 2014 at 13:21
Hallo Markus,
wie wahr. Lass Dich nicht entmutigen von den “zähen Kunden”. Wir kämpfen auch regelmäßig gegen Windmühlen und auch die “bitte mal ein Angebot einfach so” haben wir häufig. Aber ich glaube, dass es nur durch beharrliche Aufklärungsarbeit durch Agenturen mit einer Philosophie und einem Optimierungsverständnis wie unseren geht, dass man in ein paar Jahren vielleicht auch mit unzähen Kunden arbeiten können. In diesem Sinne – auf ein gutes und schönes 2014!
Januar 2nd, 2014 at 13:38
Danke auf diesem Wege an das Feedback der geschätzten Kollegen 🙂
@Marcel: Die anwaltliche Keule vermeiden wir in der Regel. Könnte man machen, aber ich bin da eher in der Karma-Schiene vom Olaf unterwegs 🙂
Januar 2nd, 2014 at 13:44
“Schicken Sie uns doch mal ein Angebot” aber mehr über uns, unsere Ziele und warum wie das machen wollen verraten wir Ihnen nicht (vielleicht auch deshalb, weil wir es selbst nicht so genau wissen…).
Das ist ja oft das Hauptproblem: der Kunde versteht nach wie vor online oft nicht wirklich und weiß daher gar nicht, was er braucht. Wenn man diese Hürde aber gemeinsam überwindet, dann kann es richtig viel Spaß machen – und erfolgreich sein.
Januar 2nd, 2014 at 14:09
ommmmmmhhhhhhh…
Januar 3rd, 2014 at 09:22
Ein wirklich sehr persönlicher Jahresrückblick. – Vielen Dank. Jeder hat mit unliebsamen Zeitgenossen zu tun, auch wir. Bis vor kurzem waren wir auch auf dem Kumbaya-Pfad, doch manchmal muss man die Komfortzone verlassen und den unliebsamen Weg gehen – leider!
Ich wünsche Dir und dem Team alles Gute für 2014 und lass Dich nicht all zu oft ärgern.
Shanti, shanti! 🙂
Januar 3rd, 2014 at 09:54
@Eren: Danke für Deinen Input. “Komfortzone” ist ein Superwort, das wohl leider manchmal zutrifft…
Januar 3rd, 2014 at 09:56
Hallo Markus,
vielen Dank für den interessanten Einblick in euren Geschäftsalltag. Wir sind jetzt seit 5 Jahren im Seminargeschäft unterwegs und bei einer Seminarteilnehmeranzahl im vierstelligen Bereich hatten wir tatsächlich bisher nur einen wirklich Zahlungsausfall. Aber was mir eigentlich insgesamt dazu auffällt ist das trotz der einen oder anderen Widrigkeit sich alle die durchsetzen, die versuchen wirklich etwas Nützliches zu machen und eine langfristige Orientierung haben. Alle Kopierer, Trickser werden vielleicht nicht unbedingt immer scheitern, aber haben nur kurze Überlebensdauern. Zum Thema Kunden, ja das ist so, aber ich sehe das eher immer als positiv. dafür gibt es uns als Agenturen oder Serviceunternehmen, die versuchen zu erklären warum Dinge nicht so einfach sind, wie Sie manchmal erscheinen. In diesem Sinne wünsche ich Euch und auch allen Kommentatoren ein erfolgreiches 2014. Alexander
Januar 3rd, 2014 at 11:10
Ja, Markus – das passt so ganz gut! Und die Kommentare zeigen auch, dass du das “Wie sich das Leben als Agenturchef in 2013 so anfühlte”-Gefühl ziemlich gut getroffen hast. Ich habe mir vorgenommen, in 2014 die Spreu stärker vom Weizen zu trennen. Auch mal NEIN sagen dürfte helfen! Dann überwiegen die positiven Momente in konstruktiven Projekten mit erreichbaren Zielen in einem beinahe schon freundschaftlichen Kunde-Agentur-Miteinander. Denn genau das sind jene Dinge, die mir auch im 13. Jahr meiner Agentur immer noch den Spaß am Business bereiten. Möge 2014 also ein gutes (besseres) Jahr werden!
Januar 3rd, 2014 at 12:28
Hallo Markus,
ein sehr interessanter Jahresrückblick. Zeigt ganz gut, dass auch die “Großen” manchmal die gleichen Herausforderungen haben, wie die “Kleinen”. Manchmal ist mehr Geduld nötig, manchmal etwas mehr Härte und hin und wieder auch einfach entspannt bleiben. In diesem Sinne:
Dir und Deinem Team sowie allen, die das hier lesen, alles Gute und für 2014!
Alex
Januar 5th, 2014 at 19:34
Die Computerbranche und somit auch SEO sind nun mal extrem schnelllebig. Ich denke aber, wenn man einen Kunden erst einmal überzeugt hat, dann wird er auch treu bleiben. Der Aufwand lohnt sich also.
Januar 6th, 2014 at 13:55
Sehr geehrter Herr Hövener
vielen Dank für Ihren lesenswerten Beitrag. Ich möchte kurz die Sicht eines kleinen mittelständischen Unternehmens bei der Suche nach Unterstützung im SEO Bereich darstellen:
Wir werden gut unterstützt im Bereich google Adwords, über die Agentur bin ich eher zufällig “gestolpert”, das Vertrauen wuchs über die Jahre und wurde bis heute nie enttäuscht.
Ich nutze die allseits bekannte toolbox aus Bonn, stelle aber immer wieder fest, daß ich mit den Erkenntnissen daraus alleine (ohne Unterstützung) nicht weiterkomme.
Bei der Suche nach einer Agentur, die mich im SEO Bereich unterstützt habe ich bisher nur Enttäuschungen erlebt: wöchentliche Angebote (i.d.R. telefonisch) für Nummer 1 Platzierungen bei von mir zu benennenden Keywords wimmele ich seit Jahren ab. Ich suche eine langfristig angelegte Zusammenarbeit, nicht den kurzfristigen Erfolg.
Habe ich mich einmal dazu durchgerungen, ein Kontaktformular im Internet auszufüllen, warte ich anschließend auf die Rückmeldung der anbietenden Agentur, ein Anruf von mir (die Telefon Nr war nicht leicht zu finden) endet in einem freundlichen Gespräch und der Zusage am nächsten Tag bekäme ich ein Angebot. Darauf warte ich bis heute … E Mails werden nicht beantwortet … der Anrufbeantworter anscheinend niemals abgehört …
Der Markt an SEO Agenturen ist für eine kleinere Firma, deren Inhaber nicht jeden Kongreß zum Thema besuchen kann schlicht unübersichtlich und verwirrend.
Januar 6th, 2014 at 14:04
Hallo Herr Berchtenbreiter,
danke für Ihren Kommentar.
Ich gebe zu, dass es wirklich nicht leicht ist, eine gute SEO-Agentur zu finden. Ich habe da schon einen gewissen Marktüberblick, aber selbst ich kann damit nicht immer die Spreu vom Weizen trennen.
Das ist natürlich unbefriedigend, aber im Endeffekt ein Problem in vielen Branchen. Ein guter Anwalt, ein guter Steuerberater – von Handwerkern ganz zu schweigen.
Man kann schon viel Energie in den Auswahlprozess stecken, aber schlussendlich wird man’s erst später rausfinden können, ob eine Agentur auch wirklich gut ist. Aber wenn sich jemand nicht zurückmeldet, ist das ja immerhin ein sicheres Zeichen, dass man mit denen nicht arbeiten möchte.
Grüße,
Markus Hövener
Januar 15th, 2014 at 20:49
Hallo Markus,
ja da hast du einige Punkte angesprochen die wirklich eine grössere Herausforderung sind wie SEO oder SEM. Leider geht immer noch eine Masse Zeit verloren bis dann letztendlich etwas bewegt wird. Das Verständnis für einen fortlaufenden Prozess ist oft weg sobald es halbwegs läuft. Mein Wunsch für 2014 “Zeit zum effektiven Arbeiten gewinnen und weniger Zeitaufwand um oftmals kleine Neuerungen zu etablieren”. Es würden beide Teile gewinnen.
Bernd