Google-Ergebnisse als Spam markieren: Neue Extension mit viel Konfliktpotenzial

15. Februar 2011 | Von in SEO

Google goes Blekko – so kann man wohl die neue Chrome-Extension umreißen, die Google jetzt vorgestellt. Denn einen Link, um seltsame Inhalte als Spam zu markieren, gibt es bei der Newcomer-Suchmaschine Blekko schon seit einiger Zeit.

Die neue Extension kann man im Chrome Web Store runterladen (an dieser Stelle: Sprechende URLs sind mittlerweile Standard, nur nicht bei Google).

Und dann findet man in den Suchergebnissen einen Link, mit dem man Websites aus den Suchergebnissen rausnehmen kann:

Bild

Dabei werden die erstmal nur aus den eigenen Suchergebnissen entfernt, aber nicht automatisch bei allen anderen Google-Nutzern.

Aber: Das Tool sendet die Informationen an Google, damit diese dort analysiert werden. Im Blog-Post “New Chrome extension: block sites from Google’s web search results” wird noch relativ offen gelassen, ob viele Block-Meldungen dann automatisiert zu einer Abwertung führen oder ob die Meldungen manuell geprüft werden:

[…] and we will study the resulting feedback and explore using it as a potential ranking signal for our search results.

Zumindest derzeit funktioniert das Feature nur bei Google.com, nicht bei Google.de, obwohl Google die Daten auch für Deutschland nutzen möchte:

This is an early test, but the extension is available in English, French, German, Italian, Portuguese, Russian, Spanish and Turkish.

Leider kann man die Block-Informationen derzeit nicht einsehen. Auch ist wohl allen Beteiligten klar, dass ein derartiger Mechanismus natürlich auch missbraucht werden kann. Wenn es die Netzgemeinde schafft, einen Uralt-Hit auf Platz 1 der UK-Charts zu hieven, was hält die Gemeinde dann noch davon ab, die Websites von Justin Bieber und Bill Kaulitz aus dem Index zu katapultieren?

Und was macht Google nun mit den Daten?

Noch bedenkenswerter finde ich allerdings die Motivation hinter dieser Aktion:

We’ve been exploring different algorithms to detect content farms, which are sites with shallow or low-quality content.

Es geht hier gar nicht primär um Spam, sondern auch um Content-Farmen. Also um Websites, die vielleicht nicht die höchstwertigen Inhalte bereitstellen, aber mit ihren Maßnahmen immerhin nicht gegen Suchmaschinenrichtlinien verstoßen.

Das finde ich schon grenzwertig. Ich bin auch kein extremer Freund von EHow.com & Co., aber ich denke nicht, dass Google diesen Kampf auf dem Rücken der Nutzer austragen sollte.

Die Argumentation von Google ist schon klar: Wenn viele Nutzer eine Website blocken, kann diese ja so gut gar nicht sein. Aber was sagt es denn aus, wenn 1% aller Nutzer eine Website blocken? Fanden die anderen 99% die Site toll? Oder war es denen einfach egal?

Da hat Google schon ein erhebliches Problem vor sich. Die ganze Welt ist von der Google-Suche abhängig. Und wer entscheidet dann eigentlich, wer rein darf und wer nicht? Wer gegen Richtlinien verstößt (Hidden Text, …), soll raus. Aber was ist mit Inhalten wie sie auf EHow zu finden sind?

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Markus Hövener

Markus Hövener ist Gründer und SEO Advocate der auf SEO und SEA spezialisierten Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Als geschäftsführender Gesellschafter von Bloofusion Germany ist er verantwortlich für alle Aktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Markus Hövener ist Buchautor, Podcaster und Autor vieler Artikel und Studien rund um SEO.

Markus hat vier Kinder, spielt in seiner Freizeit gerne Klavier (vor allem Jazz) und genießt das Leben.

7 Kommentare zu “Google-Ergebnisse als Spam markieren: Neue Extension mit viel Konfliktpotenzial”

  1. Avatar-Foto Andiministrator

    Interessant, wie gut das Zusammenspiel von Browsererweiterungen und Google-Suche inzwischen funktioniert …
    Bei mir funktioniert die Extension übrigens auch mit google.de (im eingeloggten Zustand).

  2. Avatar-Foto Robert

    Für mich ist das ein mehr als deutlicher Hinweis, dass die immer vermuteten Faktoren “Click Through Rate” und “Bounce Rate” nicht greifen. Welchen Grund sonst gäbe es, dieses Nischenwerkzeug für einen Nischenbrowser anzubieten und dann darauf zu setzen, dass die SEO-Industrie wechselseitig alle Sites verpetzt, die die vorderen Plätze verstopfen?

    Oder die Extension ist ein platter Publicity-Stunt, der auf diesen Schwall an Kritik in den letzten paar Tagen eine Reaktion simulieren soll, ganz so wie bei der Decor Your Eyes-Geschichte neulich.

  3. Avatar-Foto Markus

    Vielleicht ist der Nischen-Browser ja nur ein erster Anfang. Den Link könnte man ja auch in den Google-Ergebnissen selber einbauen – ganz ohne Plugin.

  4. Avatar-Foto Robert

    Das würde dann mE die Indizien nur verstärken, dass CTR und BR nicht genügend aussagekräftige Signale für den Rankingalgorithmus liefern.

  5. Avatar-Foto Seovoice

    Da bin ich mal gespannt wie sich das weiter entwickelt. Aber ich vermute eigentlich, dass die “normalen” User so etwas gar nicht wirklich wahrnehmen und nur extrem wenig Leute diese Funktion nutzen. Denn die Benutzer schauen auf die Webseiten wenn sie ihnen nicht gefällt gehen sie auf die nächste und werden keine Bewertung abgeben. Es wird auch auf jeden Fall interessant sein wie gut Google Bots findet welche andere Mitbewerber herausvoten möchten.

  6. Avatar-Foto Markus

    Seovoice: Ja, glaube ich auch, dass nur von einigen Techies genutzt werden wird. Aber auch davon gibt’s mehr als genug 🙂

  7. Avatar-Foto Oliver

    Aus Usability Sicht ist das ganze ja auch ein bisschen sperrig, wenn ich das richtig sehe (oder gerade richtig ausprobiere). Im Prinzip muss ich ja jetzt jede Seite, die mir nicht gefällt direkt in den SERPS blocken: Also praktisch auf die Seite gehen, sehen dass sie nicht das liefert, was mir das Suchergebnis suggeriert hat, zurückgehen auf die SERP-Seite und auf blockieren drücken.

    Wenn eine Breite Masse das wirklich nutzen sollte, dann bräuchte man eher einen Gefällt mir/Gefällt mir nicht Button im Browser, den ich jeweils drücken kann, wenn ich auf der Seite bin.

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