Google kündigt Interest Based Advertising an

12. März 2009 | Von in SEA

Google möchte in Zukunft eine noch genauere Zielgruppenansprache ermöglichen und führt ab April das “Interest Based Advertising” ein. Wer über AdSense wirbt kann damit gezielt Benutzer ansprechen, die sich für ein bestimmtes Thema interessieren. Ein Shop für Digitalkameras könnte also speziell Leute ansprechen, die sich für Digitalkameras interessieren. Diese bekommen dann Digitalkamera-Werbung auf Websites, die AdSense einsetzen, angezeigt.

Zur Identifizierung von Nutzerinteressen sammelt Google Daten im AdSense-Netzwerk und auf YouTube. Wenn jemand also auf einer Digitalkamera-relevanten Seite surft, nimmt Google dies als Hinweis, dass sich der Nutzer für dieses Thema interessiert. Benutzer können das Sammeln der Daten unterbinden, indem sie diese bei den Anzeigenvorgaben deaktivieren (oder eben ihre Cookies deaktivieren/regelmäßig löschen). Alternativ lassen sich auf dieser Seite die gespeicherten Interessenskategorien einsehen und bearbeiten.

Am 9. April wird Google zunächst im Rahmen einer geschlossenen Beta-Phase mit der Auslieferung von Interest Based Ads beginnen. Bis dahin sollen möglichst viele Publisher des AdSense-Netzwerks den Nutzungsbedingen zustimmen, damit die Datensammlung beginnen kann.

Ob Google mit dem Interest Based Advertising der nächste große Wurf gelingt, bleibt erstmal abzuwarten. Werbung in Suchmaschinen hat (meistens) einen Bezug zu dem, was der Nutzer gesucht hat, deshalb funktioniert sie so gut. Kontextbezogene Werbung über AdSense hat immerhin noch einen Bezug zu dem, wofür sich der Nutzer gerade interessiert. Damit interessensbezogene Werbung einen Vorteil bietet, müsste sie schon solche Interessen identifizieren, die für den Nutzer dauerhaft relevant sind. Gerade die Themen, die man mit einer Kaufabsicht verfolgt, sind meistens erledigt, wenn der Kauf getätigt ist. Wichtig wäre auch, wie genau sich die Themen eingrenzen lassen, auf die geworben wird. Die möglichen Einstellungen der Anzeigenvorgaben deuten eher auf eine grobe Kategorisierung von Interessen hin. Möglich ist aber natürlich auch, dass Google sich von den Nutzern hier nicht allzu sehr in die Karten gucken lassen will.

Interessant dürfte die ganze Sache im Hinblick auf den Datenschutz werden. Google führt ins Feld, dass die gesammelten Daten nicht mit Namen oder anderen personenbezogenen Daten verknüpft werden. Auch spricht Google nur von Daten, die über AdSense und YouTube gesammelt werden, viele weitere Datenquellen (Google Suche, Analytics, etc.) bleiben also außen vor. Dennoch dürfte es für Google nur ein kleiner Schritt sein, alle Daten zu verknüpfen, um die Datenqualität stark zu erhöhen. Klar, Google hat schon immer viele Daten gesammelt, jedoch wurde noch nie so klar kommuniziert, was damit geschehen soll. Es ist also gut möglich, dass Google hier nochmal Gegenwind bekommt, falls das Thema in den Medien aufgegriffen wird.

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Martin Röttgerding

Martin Röttgerding ist Head of SEA in der Online-Marketing-Agentur Bloofusion und schreibt schwerpunktmäßig über Google Ads im Bloofusion-Blog und hin und wieder in seinem SEA-Profi-Blog PPC Epiphany.

Martin Röttgerding ist auf LinkedIn zu finden.

2 Kommentare zu “Google kündigt Interest Based Advertising an”

  1. Avatar-Foto Mario Fischer

    Das dürfen wir in der Tat mit Spannung erwarten. Bisher wurde ja pro Seite (mit Adsense-Code) themenrelevant ausgeliefert. Das hat aber nur funktioniert, wenn auch die “richtigen” Keywords im Beitrag standen. Hier ergibt sich vielleicht die Möglichkeit, eine Site generell für bestimmte Interessensgebiete “anzumelden” – ohne das man auf das genaue Fitting der Keywords angewiesen ist.

    Das hat sicher den Vorteil, auch Adwordsanzeigen von Werbetreibenden zu bekommen, die zu faul oder zu “unintelligent” sind, viele einschlägige KWs zu hinterlegen. Viele schalten ja noch immer die Google-Suche und das Contentnetzwerk mit den gleichen KWs in einer Kampagne auf. Hat man vor allem Long Tail-KWs hinterlegt (weil die “großen” Keywords zu teuer und damit unrentabel sind), gab es bisher im Content-Netzwerk nur suboptimale Zuordnungen.

    Zum anderen tut sich damit für Adsense-Nutzer aber vielleicht auch eine Möglichkeit auf, die Themenrelevanz zu unterlaufen. In wie weit es das Adwordssystem zu lassen wird, für ein Forum über Babywindeln das Interessensgebiet “Detektei” (bringt pro Klick mehr Geld) anzugeben, bleibt abzuwarten… 😉

  2. Avatar-Foto SELLER FORUM

    Früher waren die Google Leute unheimlich gut drauf, mittlerweile ist Google nur noch “unheimlich”. Auf der anderen Seite wird aber einer stets wachsenden Zahl noch besserer Suchergebnisse Rechnung getragen. Interessant, wie sich so ein kleines Such Script verselbstständigen kann.

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